Evangelisch im Gießenerland

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der Evangelsichen Dekanate Grünberg, Hungen und Kirchberg zu Ihnen passen.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Betriebsbesichtigung bei ROVEMA in Fernwald

          Verpackungen. Schön und überflüssig?

          HartmannDie richtige Verpackung für die Füße. Sicherheitsschuhe sind Pflicht bei einer Betriebsbesichtigung beim Verpackungsmaschinenhersteller ROVEMA.

          ROVEMA im Gewerbegebiet von Fernwald-Annerod ist ein führender Hersteller von Verpackungsmaschinen und -anlagen. Das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hatte gemeinsam mit der Firma zur Betriebsbesichtigung eingeladen.

          Bildergalerie

          20 Interessierte, darunter Auszubildende der Jugendwerkstatt, staunten über intelligente Verpackungsideenund handwerkliche Feinarbeit, die dem Bau der perfekten Maschinen vorausgehen. Da der kirchliche Betriebsbesuch aber unter der Frage stand, wie die Industrie nachhaltig die Umwelt mit neuen Konzepten und Materialien schützen kann, blieben kritische Fragen nicht aus.

           

          "Plastik" ist nicht einfach recyclebar

          Jeder Konsument in Deutschland hält regelmäßig Verpackungen, die von ROVEMA in Fernwald ausgetüftelt wurden, in der Hand. Und entledigt sich ihrer im besten Fall am Ende in der Gelben Tonne. Wenn Verbraucher das als „Plastik“ identifiziert haben und dafür umfassend Wiederverwertung erwarten, hängen sie freilich einer Illusion nach. Recycelter Kunststoff darf aus hygienischen Gründen nicht erneut um Nahrung gehüllt werden und die ebenso bunten, ästhetischen wie stabilen Kaffee- oder Keksverpackungen etwa setzen sich aus kaum noch trennbaren Schichten unterschiedlichster Kunststofffolien zusammen. Die werden also verbrannt oder schwimmen im schlechtesten Fall in Flüssen und Meeren.

           

          Konsumentenverhalten bestimmt industrielle Entscheidungen

          Das weiß auch ROVEMA, das eingebunden ist in ein komplexes System aus gesetzlichen Vorschriften, Interessen von Nahrungsmittelherstellern und Konsumenten, politischen Vorgaben, Möglichkeiten der Packstoffhersteller oder auch der Abfallwirtschaft und dem Umweltschutz. Ideal wäre, so Peter Lökos, Vertriebsleiter von ROVEMA, die ihren Kunden „Passion for Packing“ versprechen, Konsumenten kauften, was sie zum Leben bräuchten, lokal beim regionalen Hersteller und trügen es in eigenen, wiederverwertbaren Behältnissen nach Hause. Er selbst betrachte mit Respekt die Arbeit des Ladens „Unverpacktes Gießen“. Doch Konsumentenwünsche, Herstellerinteressen oder geographische Besonderheiten wiesen noch in eine entgegengesetzte Richtung. Wer in Zuckerschnaps eingelegte Konfekt-Kirschen in dreifacher Kunststoffumhüllung kaufe, sei mit seinem Kaufverhalten auch verantwortlich. Solange sich das nicht ändere, sei ROVEMA mehrgleisig unterwegs.

           

          Umstellung auf Papier ist nicht allein die Lösung

          Selbstverständlich entwickelten ROVEMA-Ingenieure Verpackungen aus Papier und hätten bereits Erfahrungen mit neuartigen Materialien. Besonderes Augenmerk legt die Firma in Annerod auf die Reduzierung des Energiebedarfs und die Optimierung des Verpackungsvolumens. Eingesetzt werden moderne Technologien, die auch die Verarbeitung nachwachsender, erneuerbarer Verpackungsmaterialien ermöglichen.

          Allerdings werde etwa Papier, so Lökös, mit einem viel höheren Rohstoffaufwand, CO2-Verbrauch und Kosten hergestellt als Kunststoff, das freilich aus nicht wiedergewinnbaren fossilen Brennstoffen besteht und oft in der Landschaft landet. Und in Ländern mit hoher Luftfeuchtigkeit in Asien oder Südamerika könnten Nahrungsmittel nicht dauerhaft in Papier verpackt werden, sie verdürben zu schnell.  ROVEMA hat sich darauf eingestellt, Verpackungsmaschinen jüngeren Alters (bis zehn Jahre) auf andere Packstoffe umzustellen und werde immer häufiger von Kunden nach Papier-Verpackungen gefragt.
          Dass der Verzicht auf Plastikfolie um frische Lebensmittel wie etwa Gurken auch zu mehr Verschwendung und Vernichtung von Nahrung durch Transportschäden, schnellerer Reife usw. führen kann, ist ein gerne ins Feld geführtes Argument von Verpackern. Sicher eine Argumentationskette, die Widerspruch verdient, aber die Komplexität des Verpackungsthemas deutlich macht.

           

          ROVEMA beschäftigt rund 650 Mitarbeiter weltweit

          Dem Gespräch mit dem Vertriebsleiter war ein Rundgang durch die Maschinenproduktion vorausgegangen. Das Unternehmen beschäftigt rund 650 Mitarbeiter weltweit, davon etwa 500 in Fernwald,  und bildet kontinuierlich etwa 30 Auszubildende in einer Vielzahl von technischen und kaufmännischen Berufen aus.

           

          Perfekte Verpackung schützt auch vor Kunststoffverschwendung

          Pro Jahr werden zwischen 280 und 300 Einzelmaschinen in die ganze Welt verkauft. ROVEMA ist darauf spezialisiert, für Nahrungs- und Genussmittel die passende Verpackung und die dafür notwendige Maschine herzustellen. Keineswegs nur am Computer berechnet und ausgetüftelt. Mit manueller Präzision entwickeln und fertigen Mitarbeiter sogenannte Formschultern, Hauptbestandteil von  Schlauchbeutelmaschinen. Damit die Folie, bevor sie zu einer etwa die Kekse oder Nudeln umhüllenden Verpackung verschweißt wird, knickfrei zur perfekten Verpackung geformt wird, läuft sie über handgefertigte Metallstücke, die wie Kragen und Schulter einer Ritterrüstung aussehen. Präzise Metallbearbeitung, die letztlich auch die Verschwendung von Kunststoff in der Verpackungsherstellung vermeidet.

           

          Demnächst: Besuch bei "Unverpackt" in Mainz

          Unter dem Motto „Verpackung. Schön – nötig – überflüssig?“ hatte das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung seit März zu verschiedenen Verpackungsherstellern in Hessen und Rheinland-Pfalz eingeladen. Die Reihe der Besichtigungen endet am 13. November mit einem Besuch des Ladens "Unverpackt" in Mainz.
          Dazu mehr Informationen

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top