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    Herzlicher Abschied von Pfarrerin Martina Belzer in Wohnbach nach 17 Jahren

    Zwischen Rabe, Rosen und Ruhestand

    Alle Fotos: Patricia Luft

    Es war ein ganz besonderer Abend, an dem sich zwei große Ereignisse miteinander verbanden: der traditionelle Wohnbacher Hageltag und die Verabschiedung von Pfarrerin Martina Belzer. Seit 17 Jahren war sie mit ganzem Herzen für die Gemeinde Wohnbach da, seit 2021 auch für Bellersheim und Obbornhofen. Nun wurde sie mit großem Dank, einigen Tränen und noch mehr liebevollen Worten in den Ruhestand verabschiedet.

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    Die Kirche war am Sonntag gut gefüllt, als um 18 Uhr der Gottesdienst zum Hageltag begann – jener Tag, der an ein verheerendes Unwetter vom 28. Juni 1772 erinnert, das Häuser und Ernten zerstörte. Mit Unterbrechungen wird dieser Tag seitdem jedes Jahr in Wohnbach gefeiert. In diesem Jahr aber war viel mehr spürbar als bloße Tradition: Es war ein emotionaler Abschied von einer Pfarrerin, die über Jahre hinweg selbst Teil der Wohnbacher Geschichte geworden ist.

    Martina Belzer hielt ihre letzte Predigt – und zeigte einmal mehr, warum sie so geschätzt wird: warmherzig, humorvoll, tiefgründig. Unterstützt von einem frechen Raben-Handpuppen-„Alter Ego“, führte sie mit Witz und Nachdenklichkeit durch Jesaja 55. Zwischen göttlicher Einladung, menschlichem Zweifel, Milch, Wein und Brot wurde deutlich: Diese Predigt war Belzer pur – klug, zugänglich, überraschend. Als der Rabe schließlich feststellte – „Du, das ist ja wie im Himmel“ – da nickten viele lächelnd.

    Dann entpflichtete Barbara Lang, Dekanin im Evangelischen Dekanat Gießener Land, Pfarrerin Martina Belzer. Die einzelnen Buchstaben des Vornamens „Martina“ verband die Dekanin mit typischen Eigenschaften der Pfarrerin: M wie Machen – Belzer ist eine Macherin, die baut, gestaltet, anpackt. A wie Arbeiten – sie war all die Jahre sehr engagiert in vielen Bereichen, wie Dekanats- und Landessynode, übernahm zusätzliche Gemeinden ab 2021. R wie Reiten – Zeit für Tiere und Natur zur Erholung ist ihr wichtig. T wie Träume/Visionen – sie träumte immer von einer Kirche als Gemeinschaft aller Generationen, diese Vision hat Belzer immer lebendig gehalten. I wie Interesse – Belzer hat ein vielfältiges Interesse an Menschen, Kultur, Fragen des Lebens. N wie Notfallseelsorge – nächtliche Einsätze und menschlicher Beistand in Krisen gehörten für Belzer mit dazu. A wie Anfragen/Alles andere – Belzer hat immer tiefe Fragen gestellt, weitergedacht, ist nie stehen geblieben. Dekanin Barbara Lang bedankte sich herzlich für Belzers Wirken und sprach ihr Gottes Segen für die Zukunft zu. Unter Applaus und sichtbaren Emotionen nahm Martina Belzer den Segen entgegen.

    Die drei Kirchenvorstände hatten sich zahlreich an diesem Abend versammelt, um gemeinsam Danke und Tschüss zu sagen. Während Belzers Zeit wurden die Kirche, das Gemeinde- sowie das Pfarrhaus in Wohnbach saniert, der Nachbarschaftsraum „Horloffaue“ mitgestaltet, Strukturen erneuert und neue Wege eingeschlagen. „Sie haben gebaut, getröstet, gestaltet, begleitet – und so manches ermöglicht“, hieß es von den Kirchenvorstehenden. Man werde dieses warme Herz sehr vermissen.

    Als besondere Würdigung überreichten die Kirchenvorstände Geschenke – inspiriert von der Schöpfungsgeschichte und den sieben Tagen: eine Nachtwächterführung, ein Besuch des Maintowers in Frankfurt, ein Rosenstrauch zum Wurzeln schlagen, ein Besuch in der ESA in Darmstadt, ein Vogelhaus für viele gefiederte Gäste, eine Alpaka-Wanderung sowie ein Buch „Was wir dir zum Ruhestand wünschen“.

    Auch Bürgermeister Eike See ließ es sich nicht nehmen, persönlich Abschied zu nehmen. In seinem Grußwort hob er Belzers klare Haltung zur Demokratie und ihr Engagement in allen Generationen hervor – insbesondere während der Corona-Zeit. „Sie waren 17 Jahre lang eine tolle Pfarrerin für Wohnbach – aber Sie sind ein noch besserer Mensch“, sagte er und überreichte ein Geschenk der Gemeinde.

    Auch ihre Pfarrkollegin Kerstin Tenholte verabschiedete sich – sichtlich bewegt – mit drei Symbolen: einem Fuß für das mutige Eintreten, einer Hand für die immer helfende Geste, und einer Musiknote für Belzers Besonnenheit. Es waren diese kleinen Zeichen, die große Wirkung zeigten – genau wie Belzers Wirken selbst.

    Im Namen der Vereine – von den Landfrauen bis zur Feuerwehr – bedankte sich Andreas Bommersheim für Belzers verlässliche Präsenz. „Du warst immer an unserer Seite – bei Freude und bei Trauer.“ Chorleiterin Anita Kammer sprach für die Sängerinnen und Sänger des LcM (Laudate cum Musica) und erinnerten gerührt an viele schöne gemeinsame Stunden. Vom Dekanat gab es einen Restaurantgutschein – und von der Pfarrkollegin eine Paar-Hängematte für Martina Belzer und ihren Mann Norbert: „Für euer neues Zuhause in Nastätten – Richtung Loreley.“

    Ein kleiner Ort, den Martina Belzer liebevoll als „nettes Städtchen“ beschreibt – mit viel Weite und Natur. Dort beginnt nun ein neues Kapitel für die Frau, die am 25. Mai 2008 zum ersten Mal in Wohnbach predigte. Vieles hat sich seitdem verändert – manches aber auch nicht: Ihre Herzlichkeit, ihre Direktheit, ihre Liebe zur Gemeinde.

    Mit Martina Belzer geht auch eine Pfarrstelle verloren: Der Nachbarschaftsraum Horloffaue muss künftig mit einer Stelle weniger auskommen, da sie nicht nachbesetzt wird. Die Gesamtkirchengemeinde „Horloffaue“ wird ab 2026 die bisherigen Gemeinden Wohnbach, Bellersheim, Obbornhofen, Trais-Horloff, Inheiden, Utphe, Rodheim, Langd, Rabertshausen, Steinheim und Hungen umfassen. Pfarrerin Elvira Bodenstedt und Pfarrer Martin Möller setzen ihre Arbeit fort, unterstützt durch Pfarrerin Heike Düver und ab Juli Pfarrer Jürgen Kuhn. Dekanatskantorin Beatrix Pauli sowie engagierte Prädikantinnen und Prädikanten gestalten das Gemeindeleben weiter mit. Die Gemeinden sind eingeladen, ihre Wünsche und Ideen einzubringen.

    Im Anschluss an den Gottesdienst wurde weitergefeiert – mit Gegrilltem und kalten Getränken im Pfarrhof. Jung und Alt saßen zusammen, lachten, erinnerten sich – und auch Tränen flossen.

    Martina Belzer geht – doch was bleibt, ist ihre Spur: „Das Wertvollste im Leben ist ein Geschenk“, sagte der Rabe. Pfarrerin Martina Belzer war für ihre Gemeinden eben genau das.

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