Verabschiedung in Saasen
Pfarrerin Wendt hängt den Talar in den Schrank
Stender
26.10.2023
ast
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In dieser Kirche stand sie zum ersten Mal am Karfreitag 2017 am Altar, erinnert sie sich. Zuvor hatte sie die Wetterau verlassen, wo sie als Gehörlosenseelsorgerin und stellvertretende Dekanin wirkte, und hatte einige Monate in der indischen Diözese Amritsar verbracht. Am 11. August 2017 fand in Saasen der Einführungsgottesdienst statt, mit dem sie offiziell mit halber Stelle Pfarrerin für Veitsberg-Saasen und Bollnbach wurde. Ab September 2022 kam die Vakanzvertretung für Burkhardsfelden und Lindenstruth hinzu. Dort übernahm sie, gemeinsam mit einem Kollegen und später einer weiteren Kollegin, weitere Aufgaben in der Verwaltung, in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden in den Gemeinden, bei Gottesdiensten, Trauerfeiern, Taufen und in der Seelsorge.
Highlights der Saasener Jahre
Gerne, sagt sie, denkt sie an die Highlights ihrer Saasener Jahre zurück. Osternächte und Kirchenvorstands-Klausuren, Gebetskurse und Konfi-Exkursionen, Zoom-Gottesdienste in der Corona-Zeit, Kanutouren, Posaunenchorproben und Jubiläumsfeste kommen ihr in den Sinn. Auch die Erfahrungen von fruchtbarer Zusammenarbeit und vertrauensvoller Begegnung im Gemeindealltag prägten die Zeit in Saasen positiv. Deshalb sagt sie am Ende ihrer Zeit an diesem Ort für vieles Danke. Nicht nur für tatkräftiges Dabeisein, nachdenkliches Hinterfragen, stilles Beten, sondern auch für „Loyalität einer Kirche gegenüber, die manchmal mühsam ihren Weg sucht.“ Dankbar ist Ursula Wendt auch für das „Netzwerk vor Ort“ mit engagierten Menschen über den kirchlichen Bereich hinaus.
Vielfältige Aufgaben und kaum Platz für Kontemplation
Vielfältig sind die Aufgaben einer Pfarrerin auf dem Dorf, so vielfältig, dass für Stille, Kontemplation und Achtsamkeit kaum Platz ist. Diese Formen von Spiritualität sind für die Theologin in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Hinzu kam eine Ausbildung zur Qigong-Lehrerin. Immer stärker wurde der Wunsch, dies nicht nur neben der halben Pfarrstelle, sondern hauptberuflich an andere Menschen weiterzugeben. Sie drückt das so aus: „Mich hat meine Sehnsucht nach mehr tiefer geistlicher Verbundenheit über das hinausgeführt, was ich in der Gemeinde gestalten und leben konnte.“
Neue Existenz als Kursleiterin
So reifte der Entschluss, aus dem Pfarrberuf auszusteigen und den Weg in die Freiberuflichkeit als Kursleiterin mit Angeboten zu den Themen Gebet, Stille, Qigong und Achtsamkeit zu wagen. Als Übergang in diese neue Existenz hat sie eine dreimonatige Auszeit in einer christlichen Gemeinschaft dazwischengeschaltet.
Der Talar wandert zwar nach dem letzten Gottesdienst zunächst in den Schrank. Er muss dort aber nicht hängenbleiben, denn die Pfarrerin behält auch weiterhin alle Rechte ihres Berufs – und sie kann auch ins Pfarramt zurückkehren. Im Moment stehen die Zeichen im Leben von Ursula Wendt auf Aufbruch und Veränderung.
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