Evangelisch im Gießenerland

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    Wenige Lieder, große Wirkung

    Der weibliche Teil des Gesangbuchs

    StenderZwei Männer mit Gitarren vor einem Altar mit Blumen und KerzenPeter Haagens und Jörn Martens in der Paradieskapelle

    Vor 500 Jahren wurde das erste evangelische Gesangbuch gedruckt. Seitdem sind hauptsächlich Männer als Dichter und Komponisten verzeichnet. Mit den wenigen Frauen, deren Lieder und Texte in die Druckwerke aufgenommen wurden, beschäftigte sich Pfarrerin i.R. Barbara Alt am Sonntag im Rahmen der Arnsburger Vesper. Musikalisch begleitet wurde die Andacht vom Gitarrenduo Haagen/Martens.

    Unter den ungefähr 600 Dichternamen im Register des aktuellen Gesangbuchs sind nach der Zählung von Barbara Alt nur rund 40 Namen von Frauen zu finden. Dabei sind einzelne Lieder von Frauen nicht aus Gottesdiensten oder Feiern wegzudenken. Die meisten davon wie „So nimm denn meine Hände“ oder „Müde bin ich, geh zur Ruh“ stammen aus dem 19. Jahrhundert und zeichnen sich nach den Worten von Pfarrerin Alt durch eine tiefe und anrührende Frömmigkeit aus. Unter den aktuelleren ist „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen“ von Maria Pilar de la Figuera Lopez oder das Abendmahlslied „Kommt mit Gaben und Lobgesang“ von Doreen Potter, das zu Anfang der Vesper von der Gemeinde gesungen wurde.

    „Bis hierher hat mich Gott gebracht“, das Lied, das der Vesper den Titel gab, stammt aus der Feder einer Adligen aus dem 17. Jahrhundert, Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt. In der Zeit des 30-jährigen Kriegs geboren und als Waise an den Hof in Rudolstadt gekommen, wird sie dort gefördert, lernt lesen und schreiben und erhält auch eine musikalische Bildung. Insgesamt soll die fromme Gräfin 587 geistliche Lieder gedichtet haben, die zumeist bei den täglichen Betstunden in ihrem Adelssitz gesungen wurden. Heute wird ihr „Bis hierher hat mich Gott gebracht“ gern bei Ehejubiläen ausgewählt.

    Wesentlich seltener ist das exakt 500 Jahre alte „Herr Christ, der einig Gottes Sohn“ von Elisabeth Cruciger in den evangelischen Gottesdiensten gesungen. Das liegt nicht nur an der nicht einfach zu singenden Melodie und dem nicht mehr so leicht zu erschließenden Text, sondern auch daran, dass es als Lied für die kurze Epiphaniaszeit nach dem Fest der Heiligen drei Könige am 6. Januar gedacht war. Mit dem Lied klinge aber eine 500 Jahre alte Frauenstimme zu uns herüber, mit der eine interessante Biographie aus den Anfängen der Reformation verbunden ist. Als Elisabeth von Meseritz geboren, wurde sie schon als Kind ins Kloster gegeben. Dort erhielten die Mädchen und jungen Frauen die Bildung, die ihnen in der damaligen Gesellschaft nicht geboten wurde. Von den Lehren Luthers angezogen, verließ sie das Kloster, kam in den Haushalt des Reformators Johannes Bugenhagen und lernte dort ihren späteren Ehemann, den Pfarrer Caspar Cruciger kennen. 

    Aus dem Liedtext, so Barbara Alt, spreche eine hohe theologische Bildung und gleichzeitig eine ferne Glaubens- und Gefühlswelt: „Es berührt uns aber trotzdem.“ Auch Elisabeth Cruciger, die sich einmal im Traum als Predigerin in einer Kirche gesehen habe, hat vermutlich noch mehr Lieder gedichtet, die nicht überliefert sind.

    Mit „Lieder ohne Worte“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy umrahmte das Gitarrenduo Peter Haagens und Jörn Martens ie Beiträge von Barbara Alt. Neben diesen Kompositionen erklangen noch Stücke von Napoleon Coste und Claude Debussy. Lange andauernder Applaus für die beiden Gitarristen und für das Orgelspiel von Dekanatskantorin Beatrix Pauly beendete die Musikalische Vesper. Die nächste Vesper findet am Sonntag, den 10. November 2024, um 17 Uhr statt und trägt den Titel „Ich liege, Herr, in deiner Hut“. Die Texte kommen denn von Dekanin Barbara Lang, die Musik vom Duo Kirchhof und von Beatrix Pauly.

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