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          Hilfen für Arbeitnehmende und Unternehmen

          Mit vereinten Kräften die Folgen des wirtschaftlichen Einbruchs mildern

          Bild: gettyimages, Narongrit SritanaArbeitskraft mit MundschutzDie Corona-Krise hat die Wirtschaft hart getroffen, die Auswirkungen spüren viele

          Beim Blick auf den Kontostand erleben bereits viele Menschen, dass aufgrund der Corona-Krise die Konjunktur eingebrochen ist. Deshalb setzen sich Politik und Unternehmen mit mehreren Maßnahmen dafür ein, die Wirtschaft zu stärken. Auch die evangelische Kirche ist aktiv: Für Arbeitgeber und Arbeitnehmende hat sie die Telefon-Hotline „Corona-Care“ eingerichtet. Wie schätzt Jan Ehlert, Wirtschafts-Referent aus der EKHN, die Situation ein?

          Viele Einzelpersonen und Familien spüren längst die Auswirkungen der wirtschaftlichen Erschütterung aufgrund der Corona-Krise. So zahlen eine halbe Million Deutsche im Moment nicht ihre Schulden nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken zurück. Laut einem Bericht der FAZ erlaube das ein Gesetz, mit dem die Bundesregierung die wirtschaftlichen Folgen für Bürger abmildern wolle. Danach können drei Monate lang Tilgung und Zinszahlung gestundet werden. Die Einnahmen fehlen vielen Bürgerinnen und Bürgern beispielsweise durch das reduzierte Kurzarbeitergeld. Dazu kommt, dass die Preise für frisches Obst und Gemüse steigen.

           

          Mit Kurzarbeitergeld den Lebensunterhalt und  Jobs sichern

           

          Deshalb hat die große Koalition jetzt beschlossen, das Kurzarbeitergeld anzuheben. So steigt das Kurzarbeitergeld auf 70 Prozent der vollen Bezüge eines kinderlosen Arbeitnehmers, wenn dessen Arbeitszeit auf 50 Prozent reduziert wurde. Die Bundesregierung setzt die Kurzarbeit ein, um eine Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Denn Unternehmen können damit ihre Personalkosten reduzieren. In der Metall- und Elektroindustrie Hessens ist gegenwärtig fast jeder zweite Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen oder muss damit in den nächsten drei Wochen rechnen. Das berichtet die FAZ.

           

          Manche fallen durch das Raster

           

          Doch es gibt Menschen, die durch das Raster der Hilfen fallen, zum Beispiel die Studentin Annalena Roland*. Vor der Corona-Krise hat sie sich mit ihrem Minijob etwas bei einem Modegeschäft im Rhein-Main-Gebiet dazuverdient. Sie hat erfahren: „Wer einen 450-Euro-Vertrag hat, bekommt kein Kurzarbeitergeld. Ich kann jetzt Urlaub beantragen, da Urlaubstage bezahlt werden. Je nachdem wie lange die Krise dauert, ist das ein Tropfen auf den heißten Stein.“ Zudem würden nach einer künftigen Wiedereröffnung voraussichtlich zuerst Vollzeitkräfte beschäftigt werden. Noch hat der Laden geschlossen, denn er übersteigt die Größe von 800qm.
          Um Studierenden zu helfen, hatte das Land Hessen gemeinsam mit den fünf Studierendenwerken der Universitäten einen Hilfsfonds in die Wege geleitet. Studentinnen und Studenten konnten einen Zuschuss in Höhe von 200 Euro beantragen. Wie hessenschau.de berichtet, war er nach zwei Stunden aufgebraucht.

           

          Perspektiven für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

           

          Für diejenigen, die sich um ihre Arbeitsplätze sorgen, hat Wirtschaftswissenschaftler Jan Ehlert eine zuversichtliche Botschaft: „Wenn der Staat es schafft, wie er es verspricht, die Betriebe zu retten, kann davon ausgegangen werden, dass die Arbeitsplätze nach der Krise wieder zur Verfügung stehen.“ Jan Ehlert arbeitet seit einigen Monaten als Referent im Bereich „Wirtschaft und Finanzpolitik“ im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Zudem ist er der stellvertretende Leiter des Zentrums. Positiv wertet er auch, dass die Corona-Krise keine strukturelle Krise sei. Dennoch weiß Ehlert, dass betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt Hilfe brauchen. Deshalb werde aus dem Zentrum auf diese Hilfen hingewiesen:

           

          Positives Signal: erste Lockerungen

           

          Der Wirtschaftswissenschaftler hatte sich bereits zu Beginn der Corona-Krise gegenüber der Medienhaus-Journalistin Elisabeth Czech geäußert: „Die Verschiebungen, die wir gerade im kurzfristigen Bereich haben, werden sich konjunkturell auch noch auf die nächsten Jahre auswirken.“ Um diese Folgen zu mildern,  hatten Bund und Länder beschlossen, ab letztem Montag die Läden unter einer Verkaufsfläche von 800 qm wieder öffnen zu lassen, ebenso Buch- und Fahrradläden sowie Autohäuser. Die Lockerungen sieht der evangelische Wirtschafts-Referent Jan Ehlert differenziert: „Zunächst einmal ist es sehr gut, dass das wirtschaftliche Leben in unserer Gesellschaft wieder beginnt. Das wird einen großen Beitrag zur Sicherung von Betrieben kleiner Gewerbebetreibender beitragen können.“  Das produzierende Gewerbe würde dadurch  wieder ein paar mehr Abnehmer mehr für die hergestellten Waren finden. Tatsächlich ist das produzierende Gewerbe stark betroffen: Laut FAZ erwarten zwei Drittel der Maschinenbau-Firmen Umsatzrückgänge zwischen 10 und 30 Prozent.

           

          Kritik an einigen Maßnahmen

           

          Doch für einige Geschäfte gelten die Lockerungen nicht. Jan Ehlert äußert sich dazu: „Die in den letzten Tagen geäußerte Kritik an den Maßnahmen muss man ernstnehmen. Die Festlegung von 800qm als maximale Ladengröße wirkt eher willkürlich. Die Größe eines Geschäftes selbst hat mit dem Ansteckungsrisiko nur wenig zu tun.“ Ob das dahinter stehende Ziel, große Menschenansammlungen in den Städten zu vermeiden, erreicht werde, werde sich zeigen. Zudem scheine die unterschiedliche Handhabung der Bundesländer in einigen Fällen kaum sachbezogen zu sein und sorge für eine gewisse Wettbewerbsverzerrung.

           

          Harte Einschnitte und „Corona-Care“

           

          Die Wirtschaft in Hessen und Rheinland Pfalz ist auf unterschiedliche Weise betroffen: Einer der größten Arbeitgeber im Rhein-Main-Gebiet  ist Fraport und verzeichnete im März 2020 einen Rückgang der Passagiere von -60 Prozent. Auch Gaststätten und Hotels haben zu kämpfen: Laut Presseberichten könnte 70.000 Betrieben in Deutschland das Aus drohen. Für betroffene Selbständige und Betriebe hat deshalb das Bundeswirtschaftsministerium Service- und Infopakte geschnürt, die online abrufbar sind:
          Website des Ministeriums  
          Für Menschen in wirtschaftlichen und beruflichen Krisen hat der „Evangelische Verband Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt“ das Bereitschaftstelefon „Corona-Care“ eingerichtet:
          Tel.:  0800 330 1515 

           

          Profiteure der Corona-Krise

           

          Allerdings gibt es auch Profiteure der Krise: Die Internet-Versandhändler wie Amazon und Otto erleben, dass die Nachfrage nach manchen Warengruppen in die Höhe schießt. Laut dem Vorstandsvorsitzenden der Otto-Gruppe Alexander Birken seien Kühlschränke und Gefriertruhen sehr gefragt. Die Frühjahrsmode dagegen liege wie Blei in den Lagern berichtet er gegenüber der FAZ. Auch Jan Ehlert beobachtet die Entwicklung: „Im Moment profitieren viele Unternehmen, die schon vor der Krise ihre Angebote stark im digitalen Raum hatten.“  Zudem erlebe die Mainzer Firma „Biontech“ einen „Aufschwung im Aktienkurs“, seitdem durch die Medien ging, dass sie die Zulassung für eine klinische Studie mit einem potentiellen Corona-Impfstoff erhalten habe.

           

          Auf Jobsuche – Durststrecke überstehen

           

          Diejenigen, die einen Job in der Finanz- und Tourismusbranche oder Gastronomie suchen, haben gerade keine guten Karten. Laut Presseberichten ist in diesen Bereichen der Stellenmarkt eingebrochen. Hier hilft der Bund: Für Erwerbslose wird der Bezug des Arbeitslosengeldes I für drei Monate verlängert. Davon profitieren Berufseinsteiger aber nicht. Allerdings können sie das niedriger angesetzte Arbeitslosengeld II beantragen. Ehlert kann die Frustration gut nachvollziehen, die junge Menschen empfinden, wenn ihr Start ins Berufsleben derart blockiert wird. Dennoch empfiehlt er, diese Zeit zu nutzen, eine neue Programmiersprache oder Fremdsprache zu lernen oder sich andere Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen. Er weiß von einer guten Möglichkeit: „Im Moment bieten die Ivy League Universitäten kostenlos Kurse im Internet an.“  Tatsächlich bieten die Havard University in Kooperation mit dem MIT weit über hundert kostenlose Kurse, beispielsweise zur Zell-Biologie, japanischen Literatur, Datenwisschenschaften oder „Religion, Konflikte und Frieden“.
          Kostenlose Kurse der Havard-University 
          Neben der persönlichen Weiterbildung kämen zusätzliche Kenntnisse auch „den Berufsaussichten zugute, wenn es dann wieder losgeht.“ Um den Mut in Krisenzeiten nicht zu verlieren regt Jan Ehlert an, auch Rückhalt im Glauben zu suchen. Jesus habe uns den Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit geschenkt, „der uns trägt und stärkt und uns hilft, diese Welt zu verändern.“

          * Der Name ist der Redaktion bekannt.

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