Evangelisch im Gießenerland

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          Rolf Schmidt geht nach 35 Jahren im Kirchspiel Wirberg

          Mit roten Socken in den Ruhestand

          StenderViele Pfarrer, ein Mann im Anzug und eine Frau im langen MantelNach der Verabschiedung vor der Kirche auf dem Wirberg: Pfarrer Ekkehard Landig, Pfarrer Andreas Rose, Dekan Norbert Heide, Propst Matthias Schmidt, Pfarrer Rolf Schmidt, Präses Elke Sézanne

          Seit 1986 ist Rolf Schmidt Pfarrer im Kirchspiel Wirberg. Am Sonntag wurde er in der Kirche auf dem Wirberg in den Ruhestand verabschiedet. Obwohl wegen der Pandemiebestimmungen nur angemeldete Gäste in den Kirchenbänken saßen, haben sich alle Gemeindemitglieder von ihm verabschiedet – schriftlich.

          StenderEin Mann im Jackett vor einer großen TürUnzählige Male hat Pfarrer Rolf Schmidt in 35 Jahren die Tür der Kirche auf dem Wirberg geöffnet

          Die Kirchenvorstände haben diese Abschiedsworte in den drei Gemeinden des Kirchspiels gesammelt und zu einem Buch zusammengestellt. Das nahm Pfarrer Schmidt am Ende des Gottesdienstes sehr bewegt entgegen. Bewegt waren auch die vielen Abschieds- und Dankesworte, die Irmgard Becker und Barbara Sehrt für die Frauenhilfe, Perter Helwig, Birgitt Münch und Gretel Röhmig für die drei Kirchenvorstände, Corinna Gans für die Organistinnen und Organisten sowie Präses Elke Sézanne und Dekan Norbert Heide für den scheidenden Seelsorger vorbereitet hatten. Neben einer Schwarzwälder-Kirschtorte, einer Packung Schnitzel und vielen Blumen nimmt Schmidt auch rote Söckchen mit in den Ruhestand in Bad Endbach. Darin soll der Neu-Pensionär die guten und schönen Erlebnisse sammeln, die jetzt auf ihn warten, wünschten Präses Sézanne und Dekan Heide.

          "Vieles wird nachwirken"

          „Vieles wird nachwirken“, versicherte der Propst in Oberhessen, Pfarrer Matthias Schmidt in seiner Ansprache zur Entpflichtung des Seelsorgers. Er erinnerte an die vielen persönlichen Kontakte und Freundschaften, die in mehr als drei Jahrzehnten entstehen und bezog in seinen Dank an den Namensvetter auch dessen Frau Bettina ein. Für den Nachfolger oder die Nachfolgerin sei alles vorbereitet und er sei zuversichtlich, „dass wir nicht zu lange warten müssen“, so der Propst. Das dürfte besonders die Kirchenvorstandsmitglieder gefreut haben, die jetzt nach 35 Jahren auf eine pfarrerlose Zeit zugehen. Damit war Rolf Schmidt übrigens in der fast 500jährigen Geschichte des Kirchspiels der Pfarrer mit der längsten Dienstzeit, hat Kirchenvorsteher Peter Helwig herausgefunden.

          "Es war gut so wie es war"

           „Es war gut so wie es war“, sagt der 65jährige in einem Gespräch einige Tage vor dem Abschiedsgottesdienst. Im Büro im Gemeindehaus in Göbelnrod hängen keine Bilder mehr, die Bücher sind auch nicht mehr da. Auf dem Schreibtisch steht ein Laptop, an dem er gerade noch gearbeitet hat. Seinen Lebensmittelpunkt hat Schmidt schon seit einem Jahr in einem Ortsteil von Bad Endbach, im Haus seiner Eltern. Das hat sich das Ehepaar Schmidt nach seinen Bedürfnissen umgebaut. Ins Büro nach Göbelnrod, wo er mit der Familie 34 Jahre nebenan gewohnt hat, kommt er nur noch für die Dinge, die nur dort erledigt werden können.

          Traumberuf Landpfarrer

          Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gladenbach folgte der Abiturient „aus bodenständigen Verhältnissen“, so Rolf Schmidt, konsequent seinem Berufswunsch. Er wollte Landpfarrer werden. Beim Wechsel des Studienorts von Marburg nach Bonn war er schon verheiratet. Seine Frau sicherte als Erzieherin den Lebensunterhalt des jungen Paares. Es folgte das Vikariat in Queckborn und Anfang 1986 zogen Schmidts mit dem 1984 geborenen Sohn ins Pfarrhaus nach Göbelnrod. Mit der 1986 geborenen Tochter war die Familie komplett. „Wir haben uns hier immer wohlgefühlt“, lobt Schmidt das Leben in der dörflichen Gemeinschaft.

          Gottesdienst und Liturgie

          Gottesdienst feiern und diese bewusst gestalten, die Arbeit mit Kindern und die Seelsorge standen für Pfarrer Schmidt im Mittelpunkt seines Dienstes im Kirchspiel. Besonders die Arbeit mit Kindern habe sich sehr verändert. Die großen Kindergruppen, die sich regelmäßig in den Gemeindehäusern trafen, gebe es nicht mehr, bedauert er: „Die Interessen haben sich verlagert“. Auch die Zahl der Ehrenamtlichen in der Arbeit mit Kindern sei zurückgegangen. Die jungen Leute verließen die Dörfer für Studium und Ausbildung und siedelten sich anderswo an. Er habe den Schwerpunkt dann mehr auf die Grundschule verlagert: „Da war viel aufzubauen“.

          Hausgottesdienste in Corona-Zeiten

          Seine Reaktion auf die Corona-Beschränkungen war nicht der Weg ins Internet. Er hat stattdessen Hausgottesdienste entwickelt und die Gemeinde wöchentlich damit versorgt. Die Menschen, die keinen Bezug zur digitalen Welt haben, sollten nicht abgehängt werden, findet er. Die anderen fänden ein reiches Angebot an Gottesdiensten und Andachten im Fernsehen und im Internet.

          Wirberg-Kirche als Mittelpunkt

          Das Kirchspiel Wirberg umfasste am Anfang seiner Dienstzeit die Orte Harbach, Beltershain, Göbelnrod und Reinhardshain. „Da waren Kompromisse nötig“, erinnert sich Schmidt. Ein Vorteil sei die Kirche auf dem Wirberg gewesen: „Das ist der gewachsene Mittelpunkt“. Hier finden bis heute die wichtigsten Ereignisse im Kirchspiel statt wie Konfirmationen und Jubiläen. Die Kirche hat sich aber auch zum kulturellen Mittelpunkt mit geistlichen Konzerten entwickelt, freut sich der Pfarrer und lobt den Klang der Orgel in dem Sakralraum. Durch die Zuordnung von Harbach zum Kirchspiel Grünberg war das Gemeindegebiet von Pfarrer Schmidt vorübergehend etwas kleiner, bis 2017 Lumda zum Kirchspiel kam. So verlässt er jetzt ein Kirchspiel mit drei Gemeinden und fünf Kirchen und hofft, dass sich dafür bald eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger findet. 

          Gut vorbereitet

          Die Gemeinden sind gut aufgestellt, findet Schmidt, die Kirchenvorstandswahlen mit ausreichend Kandidaten vorbereitet. Er hofft, dass „es die Gemeinden packen, weiter miteinander zu arbeiten“ – und dass es weiter „Gottesdienst für alle auf dem Wirberg“ gibt.

          Dafür ist gesorgt: Die Gottesdienste übernehmen vertretungsweise die Pfarrer Leissler und Gabriel aus der Rabenau, bis ein neuer Seelsorger oder eine Seelsorgerin ins Kirchspiel Wirberg kommt.

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